Das Wichtigste in Kürze
Ob Sport- oder Freizeitpartner, die Möglichkeiten, ein passendes Pferd zu finden, sind dank des Internets nahezu unbegrenzt. Dutzende Anzeigen tummeln sich auf diversen Portalen im Netz, wie etwa auch im Tiermarkt von Viva Kleinanzeigen. Doch mit dem digitalen Pferdekauf kommen auch einige Risiken für Käufer hinzu. Wie stellt man sicher, nicht an Betrüger zu geraten? Wie genau verhält sich ein seriöser Verkäufer? Eine Auswahl der wichtigsten Warnsignale kann Käufern dabei helfen, einen Fehlgriff zu vermeiden – immerhin ist die Anschaffung eines Pferdes mit hohen Kosten verbunden.
Die Risiken hinter leere Floskeln
Verkaufsanzeigen von Pferden im Netz tendieren dazu, lediglich eine grobe und wenig detaillierte Vorstellung des Tieres vorzunehmen. Grundsätzlich geht es den Verkäufern darum, Interesse für ihr angebotenes Pferd zu wecken. Alle weiteren Details sind dann ohnehin besser im persönlichen Gespräch zu erfragen. Dadurch kommt es oftmals vor, dass die Beschreibungen der Tiere typische Floskeln enthalten, die auf den ersten Blick ein grobes Bild ermöglichen, bei genauerer Betrachtung aber nicht viel aussagen. Daher ist es für Pferdekäufer besonders wichtig, in diesem Bereich bei den Verkäufern stärker nachzuhaken. Dies gilt insbesondere für die folgenden Begrifflichkeiten.
Kein Anfängerpferd
Dieser beschönigende Ausdruck wird gerne als kollektive Zusammenfassung jeglicher gelernter Unarten eines Pferdes verwendet. Gleichzeitig wird hierdurch allerdings nicht klar, welche Probleme konkret bestehen. So macht es durchaus einen Unterschied, ob sich das Pferd lediglich unruhig beim Satteln verhält oder Reiter reihenweise runterbuckelt. Der Verkäufer sollte eine genaue Auskunft darüber geben können, weshalb er das Tier als anfängerunfreundlich verkauft. Dass Pferde Unarten zeigen, kann im schlimmsten Fall auf gesundheitliche Probleme und entsprechende Schmerzreaktionen hinweisen. Hier sollte die ärztliche Ankaufsuntersuchung besonders gründlich verlaufen.
Absolutes Verlasspferd
Im direkten Kontrast zu angebotenen “Problempferden” wie im obigen Beispiel steht das Verlasspferd. Dieser Ausdruck wird genutzt, um eine Eignung für unsichere oder unerfahrene Reiter zu signalisieren. Allerdings ist auch hier eine genaue Nachfrage notwendig. Welche konkreten Merkmale hat das Pferd, um diesen Titel verdient zu haben? Gibt es Situationen, in denen das Pferd dies unter Beweis stellen kann/konnte? Die Interpretation von einem Verlasspferd kann zwischen Pferdemenschen stark schwanken.
Roh/ Angeritten
Insbesondere jüngere Pferde werden oftmals mit dem Zusatz “roh” oder “angeritten” verkauft. Auch hier sind die Begriffe sehr schwammig. Was muss ein Pferd beherrschen, um als angeritten zu gelten? Auf welchem konkreten Schritt der Ausbildungsskala befindet sich das Tier? Zudem ist gerade bei rohen Pferden große Vorsicht geboten. So kann es vorkommen, dass Verkäufer Tiere bewusst mit dieser Beschreibung verkaufen, um Käufer vom Probereiten abzuhalten. Immerhin setzt sich ein Käufer mit der Einstellung, einem ungerittenen Pferd gegenüberzustehen, nicht sofort auf dessen Rücken. Nach dem Kauf folgt dann die böse Überraschung: Das Tier hat offensichtlich traumatisierende Erfahrungen bei etwaigen Einreitversuchen des Vorbesitzers gemacht.
Unstimmigkeiten in der Vergangenheit des Pferdes
Wer ein Pferd bei einem Händler kaufen möchte, sieht sich oftmals mit dem Problem konfrontiert, dass nur fragmentartige Informationen über den Hintergrund des Tieres bestehen. Dies kann allerdings auch bei Privatpersonen vorkommen, insbesondere, wenn das Pferd regelmäßig den Besitzer wechselt. Eine große Zahl an verschiedenen Vorbesitzern ist in jedem Falle ein erstes Warnsignal. Hier gilt es, mögliche Ursachen zu erfragen.
Bei Sportponys kann eine ganze Menge an Vorbesitzern beispielsweise auch plausibel sein. Diese werden in der Regel von jungen Reitern nur über eine begrenzte Zeit im Sport vorgestellt, bis sie dann auf Großpferde umsteigen. Erweist sich die Hintergrundgeschichte, die der Verkäufer erzählt, allerdings als unstimmig, so ist davon auszugehen, dass Probleme verschwiegen werden.
Warnzeichen bei Probereiten und Probezeit
Ein Pferd aus dem Internet ohne persönliches Kennenlernen zu kaufen, ist zu keinem Zeitpunkt eine gute Idee. Verweigert der Besitzer ein Treffen vor Ort, drängt er zu einem schnellen Kaufabschluss oder findet er wiederholte Male Ausreden, das Probereiten zu verschieben, sind lieber die Finger von der Anzeige zu lassen.
Beim Probereiten selbst gibt es weitere subtile Details, auf die zu achten ist. Ein Pferd sollte niemals fertig gesattelt und in der Reithalle stehend akzeptiert werden. Das Probereiten beginnt bereits mit dem Putzen und Satteln des Tieres. Auf diesem Weg kann ausgeschlossen werden, dass das Pferd etwaige unbekannte Unarten aufzeigt. Im besten Fall ist der Vorbesitzer dazu bereit, das Pferd bei stärkerem Kaufinteresse zunächst für eine gewisse “Probezeit” zu übergeben. So kann beobachtet werden, wie sich das Tier außerhalb der gewohnten Umgebung im neuen Zuhause verhält und etwaige Probleme können über die Zeit besser identifiziert werden.